Moin moin,
einmal mit dem Auto zum Nordkap – wer träumt nicht davon?
Von der Idee bis hin zur tatsächlichen Reise vergingen allerdings knappe zwei Jahre.
Auf dem zweiten MegaPhone wurden bereits die ersten Pläne geschmiedet und Mitte August 2014 wurden sie dann in die Tat umgesetzt.
Unsere Reise sollte nicht einfach nur Richtung Norden führen, nein wir wollten noch ein paar mehr Länder besuchen.
Und so machten wir uns auf den Weg Richtung Polen, da unsere Route quer durch das Baltikum verlief, um noch durch Litauen, Lettland und Estland zu reisen.
Abfahrt war ca. gegen 11 Uhr in Heide und gegen 16 Uhr erreichten wir dann auch schon die polnische Grenze.
In Polen entschieden wir uns dann gegen 04:00 und nach ca. 1290 km für die erste Pause.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Litauen, welches wir um ca. 11:00 erreichten und um 15:30 wieder verließen und uns nun in Lettland befanden.
Nach knappen 1900km erreichten wir dann die Grenze von Letland und reisten um 20:00 Uhr nach Estland ein.
Die Fahrt nach Tallinn, welches wir um ca. 23:10 und nach 2100km erreichten, verlief relativ unspektakulär, da wir eigentlich nur übers und durchs Land gefahren sind.
Sicherlich sind die großen bzw. die Hauptstädte der einzelnen Länder sehr viel sehenswerter als eine Autobahn oder gar eine Europastraße die durchs Land führt.
Lange hielten wir uns nicht im Baltikum auf, denn der Weg zum Nordkap war noch sehr weit.
Nachdem wir Tallinn nach ca. 3 Tagen erreicht hatten, setzten wir mit der Fähre gegen Mittag rüber nach Helsinki.
Dort angekommen nach circa 2109km fuhren wir noch ein paar Stunden weiter, bis wir irgendwann uns eine kleine Stelle suchten zum Übernachten.
Diese lag an einer kleine Straße mitten im Wald.
Hier werden wir bestimmt nicht gestört dachten wir noch – aber wir sollten etwas Besserem belehrt werden, denn mitten in der Nacht kam ein riesiger LKW, der die dortigen Baumstämme abtransportiert hat.
Da dieser Platz leider nicht zum zelten einlud übernachtete ich mit im VW Bus.
Nachdem wir diese Nacht gut überstanden haben, ging die Fahrt weiter Richtung Norden. Immer und immer weiter Richtung Norden.
Die Gegend wurde immer einsamer und einsamer. Die Kilometer wurden hingegen immer mehr und mehr. Das schöne hingegen war das wir immer mehr Rentiere sehen konnten.
Und nach ca. 3010km gegen 17:00Uhr durchbrachen wir dann endlich den Polarkreis und befanden uns in Lappland.
Unser Derzeitiges Ziel war der kleine OrtMehamn, welchen wir nach ungefähr 3745km erreichten.
Ein wirklich sehr, sehr kleiner Ort der gerade mal 690 Einwohner zählt. An sich hat dieser Ort nicht viel zu bieten. Ein Restaurant, ein Hotel und einen kleinen Hafen.
Doch unser Ziel war etwas ganzanderes. Nämlich ein Geocache.
Warum aber nun 3745km fahren um nur einen Geocache zu loggen?
Die Rede ist aber von „Nothing but Stones“, einem Geocache, den man nicht mal eben so loggen kann, denn man muss ca. 20km. wandern, um überhaupt am Caches zu sein und der Weg selber zum Caches ist, wie der Name schon sagt, sehrsteinig.
Wir machten uns gleich nach der Ankunft in Mehamn auf, um schon die ersten Kilometer zu absolvieren.
Auf den ersten Kilometern querte gleich ein großer Bach unseren Weg.
Mit seinen knappen 10m Durchmesser war es uns nicht möglich über Steine den Bach zu passieren, also mussten wir unsere Schuhe ausziehen und durch ihn hindurch waten.
Nicht gerade angenehm mit knapp 15kg auf den Rücken und ca. 10°C aussen Temperatur. Aber was muss das muss und wir sind hindurch und haben das andere Ufer gut erreicht.
Nach ein paar weiteren Kilometern wurde es langsam spät und unsere Kraft ging dem Ende entgegen. Der Bach, der Regen und die 10°C Außentemperatur taten schließlich den Rest.
Unser erstes Camp errichtetenwir auf einer kleinen Anhöhe bei einen Bergsee, der uns mit Wasser versorgte.
Die Zelte waren in Windeseile aufgeschlagen, die Matten aufgepumpt und die Schlafsäcke ausgerollt.
Dann wurde noch rasch etwas zu Essen zubereitet und wir verkriechten uns jeder in seinen warmen Schlafsack.
„Wieso wird es eigentlich nicht dunkel?“ fragte ich mich, als ich mitten in der Nacht aufwachte.
Bisher ziehe ich immer noch ohne Uhr los und daher wusste ich nicht wie spät es war, war mir aber sicher das es noch nicht wieder Tag war.
Ich drehte mich um und fing an zu grübeln bis mir eingefallen ist, dass die „Weiße Nacht“ noch gar nicht allzu lange her sind.
Nun war mir klar, warum es noch so „hell“ ist.
Am nächsten Morgen kriechtenwir aus unseren Zelten, frühstücktenund durften in die nasse kalte Kleidung vom Vortag hinein und machten uns dann wieder auf den Weg Richtung Geocache. Dieser lag immer noch knappe 15km entfernt.
Der Weg verlief über kleiner Berge bzw. Anhöhen, die knapp 400 Höhenmeter aufwiesen.
Vorbei an schönen Bergseen und ihren Bächen.
Diese konnten allerdings über Steine oder mit einen großen Sprung überwunden werden.
Immer weiter ging unsere Route Richtung Geocache.
Die Gegend wurde immer einsamer, als das sie es sowieso schon war und immer karger.
Keine Bäume, keine Sträucher nur hin und wieder mal ein paar Blüten am Boden.
Vorbei an Knochen von verstorbenen Rentieren waren die einzigen Anzeichen von Leben hier draußen.
Nachdem wir knappe 10km über Stein und Stein gewandert sind, kamen wir oberhalb einer kleinen Bucht an und wir entschieden uns, hier unser nächstes Lager aufzuschlagen und die restlichen 8 Kilometer am nächsten Tag zu wandern.
Wieder hieß es: Zelt aufbauen, Matte aufpumpen und den Schlafsack ausbreiten, bis es dann endlich wieder etwas Warmes zu Essen gab.
Was tut es nicht gut, nach einem langen harten Wandertag was Warmes zu essen. Auch wennes sich nur um ein einfaches Reisgericht handelte.
Nach dem Essen verschwand wieder jeder in sein Zelt und schlief ein.
Am nächsten Tag entschied Rainer ( mein Reisebegleiter ) sein gesamtes Equipment am Camp 2 zu belassen und die restlichen 8km ohne Gepäck zu wandern. Ich hingegen entschied mic,h alles mitzunehmen und knappe 5km vorher im Fjäll zu lassen.
Weiter ging die Wanderung. Gleich zu Anfang mussten wir auf den knapp 250m höher gelegenen Bergkamm um auf ihn die restlichen Kilometer zu wandern.
Oben angekommen machten wir erst mal eine kleine Pause, denn der Anstieg war nicht ohne und zehrte sehr an den Kräften.
Während wir gemütlich vor uns hin wanderten, erspähte ich durch Zufall eine kleine Rentiergruppe und konnte diese Tiere in ihrer wirklichen Umgebungen beobachten.
Diese gab mir sofort wieder neue Motivation und ich genoss die Wanderung.
Nur noch 5km und wir haben unser Ziel erreicht. Ich war froh, denn auch ich konnte nun mein Equipment im Fjäll lassen und ohne weiterziehen. Bei dieser Gelegenheit machten wir noch eine kleine Mittagspause und genossen die Ruhe im Fjäll.
Dann griffen wir die letzten Kilometer an, die immer schwieriger wurden. Wieder mussten wir einen weiten Bergkamm erklimmen und das Gelände wurde immer zerklüfteter und bestand hauptsächlich nur noch aus Geröllfelder.
Und hier passierte dann genau das was niemand passieren möchte, Rainer hat es leider geschafft sein Knie zu verdrehen und kam nur noch sehr sehr langsam und unter Schmerzen voran.
Aufgeben war für ihn keine Option, nicht so kurz vor dem Ziel welches nur noch knapp 1km entfernt war.
Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, konnte ich erkennen, wie doch tatsächlich jemand am Geocache steht.
Ich lief schnell vor um die Person nach einer Telefonnummer zu fragen, denn irgendwie musste Rainer aus dem Fjäll kommen.
Wie es der Zufall dann auch noch so wollte, handelte es sich bei der Person um einen Schleswig-Holsteiner… Nur knappe 60km entfernt von meinen Wohnort.
Hier schnackten wir erst ein mal über Dieses und Jenes bevor wir zum eigentlichen Thema kamen.
Frank gab mir dann eine Telefonnummer aus Mehamn und gab mir seine gleich mit. Dann zeigte er mir noch einen Gipfel auf dem man Empfang hat und machte sich dann auch nach kurzer Zeit wieder auf seine Rückreise.
Währenddessen kam auch Rainer am Caches an und redete ebenfalls noch kurz mit Frank und verabschiedete sich dann.
Ein Zurückwandern kam für Rainer nicht mehr in Frage. Zu groß seien mittlerweile die Schmerzen.
Also kletterte ich auf den Gipfel und rief in Mehamn an.
Wir wären nicht die ersten denen das hier draußen am Ar*** der Welt passiert. Er kenne jemanden der mit seinen Boot evtl uns abholen könnte.
Nach einen weiteren Telefonat mit dem Skipper war klar, dass dieses heute jedoch nicht möglich ist und wir uns andere Hilfe besorgen müssten.
Nun gut, da bleibt dann wirklich nur noch eine Option offen – Die Luftrettung.
Also rief ich bei der Rettung an und orderte Hilfe.
Mittlerweile waren knappe 3 Stunden vergangen und etwas durchbrach die Ruhe im Fjäll.
Lauter, immer lauter wurde das Geräusch und hinter dem Bergkamm konnte man die ersten Lichter am Himmel sehen.
Wir machten uns mit allen was wir hatten auf uns aufmerksam. Die Taschenlampe von meinem Garmin Oregon 650 leistete hier sehr große Dienste.
Dann flog über unseren Köpfen eine Sea King vom örtlichen Rettungsdienst hinweg und machte einen großen Bogen, um dann in unser Nähe zu landen.
Wirklich erstaunlich, wie gut das alles geklappt hat. Nachdem Rainer eingeladen wurde, wartete ich am Rand auf dessen Abflug, als plötzlich die Tür vom Helikopter auf ging und ein Mann auf mich zukam.
Dieser fragte mich, ob ich mit fliegen möchte, ich erklärte ihn das mein Rucksack und unser Zelt noch im Fjäll wäre und ich zum Zelt alleine zurück wandern würde.
Dann antwortete er mir, dass ich mit kommen könnte und sie mich mit meinen Rucksack beim Zelt ablassen würden.
Die Gelegenheit ließ ich mir nicht nehmen und steig ein.
Nach einer kleinen Zwischenlandung bei meinen Rucksack wurde ich dann am Camp 2 ausgesetzt und noch ein mal erneut gefragt, ob ich wirklich alleine zurückbleiben möchte.
Ich bestätigte ihm meine Entscheidung und machte mich auf, um den Helikopter genügend Platz zum Starten zu bieten.
Dann drehte der Rotor vom Helikopter auf und startete.
Nichts als Stille blieb zurück. Ganz alleine machte ich mich dann mit meinem Gepäck auf zum Camp 2, um dort alleine die Nacht zu verbringen.
Am nächsten Morgen verbrachte ich wenig Zeit am Camp. Ich wollte schnell die Sachen zusammenpacken und zurück nach Mehamn gelangen.
Mit knapp 25kg auf den Rücken zog ich los durchs Fjäll.
Hinüber über kleinere 400er und wieder über Bäche die meinen Weg kreuzten.
Und dann musste das passieren, was nur passieren kann. Ich rutsche mit meinen rechten Fuß in eine kleine Felsspalte und knickte mit meinen ganzen Gewicht über meinen Fuß.
Ein lauter, schmerzerfüllter Schrei durchbrach die Ruhe und Stille im Fjäll.
Ein Blick auf meinen Fuß verriet mir, dass er nicht gebrochen sei, was mich sehr erfreute.
Dennoch wusste ich, dass es mehr als nur eine Zerrung bzw Prellung sein muss, da er sofort auf übelste angeschwollen war.
Noch 3km…
Was tun?
Rettung?
Weiter Wandern?
Ich entschied mich für das Weiterwandern.
Also biss ich die Zähne zusammen und wanderte weiter. Schmerzerfüllt und sehr langsam kam ich meinem Ziel näher.
Auf den letzten Kilometer passierte es dann noch einmal.
Wieder knickte ich mit meinen rechten Fuß um und war am Boden zerstört.
Dieser Schmerz, der einfach nicht aufhören wollte, vermieste mir den Tag.
Vor mir lag dann noch der 10m breite Bach und ich verzweifelte.
Nach einer knappen halben Stunde ließ der Schmerz etwas nach und ich kämpfte mich wieder auf die Beine und setzte meine Wanderung fort.
Jeder Schritt war eine weitere Tortur für meinen Fuß. Der Schmerz wollte nicht mehr nachlassen, aber ich hatte keine andere Wahl.
Am Bach angekommen wusste ich, dass wenn ich nun meinen Schuh ausziehen würde, dass ich auf der anderen Seite nicht mehr in ihn hinein kommen würde.
Also marschierte ich mit Schuhen durch den Bach auf die andere Seite.
Ungefähr 45min später erreichte ich dann völlig ausgelaugt, schmerzgeprägt Mehamn und war froh, endlich wieder in der Zivilisation zu sein.
Unsere Route zum Geocache:
Weitere Fotos findet ihr hier:
[ Geocaching ] GCNordkap – Mit dem Auto zum Nordkap – Part 2
[ Geocaching ] GCNordkap – Mit dem Auto zum Nordkap – Part 3
[ Geocaching ] GCNordkap – Mit dem Auto zum Nordkap – Part 4
[ Geocaching ] GCNordkap – Mit dem Auto zum Nordkap – Trailer
Fortsetzung folgt…
Greetz