Die Besteigung des Lagginhorn
- Am 25 Juli 2016 sollte es für Berufsgeocacher und mich auf den Gipfel des Lagginhorn 4010 Metern gehen.
Vor über knapp einen Jahr (Juni 2015) machte ich mich auf den Weg mit zwei anderen Geocachern zu Fuss über die Alpen. Die Rede ist von GCTransAlps.
Zusammen mit Alexander (Berufsgeocacher) und Benjamin (MudMen_GER) ging es in Rund 8 Tagen von Obersdorf nach Meran. Ein Highlight auf dieser Tour sollte die Wildspitze mit 3768m werden. Aufgrund vom schlechten Wetter(Lawinengefahr und Gewitter) mussten wir den Aufstieg leider absagen.
Wir schwörten uns das wir im Jahre 2016 wieder kommen und den Gipfel besteigen.
23 Juli 2016
Alexander und ich machten uns morgens gegen 10 Uhr auf den Weg in den Süden. Diesmal waren wir uns sicher. Wir holen uns die Wildspitze.
Während der Anreise checkte ich das Wetter und musste leider feststellen das es mal wieder nicht gut aussieht.
Als wir abends im Hotel eingecheckt hatten, beratschlagen wir uns und kamen auf einen gemeinsamen Nenner – WildspitzeNun muss eine alternative her die auch nach kurzer Suche schnell gefunden wurde. Unser neues Ziel war nun nicht mehr Österreich, sondern es war die Schweiz und es sollte auf den 242m höheren Gipfel des Lagginhorn (4010m) gehen.
24 Juli 2016
Einen Tag später erreichten wir nach etlichen Stunden, ein paar Geocaches und diversen Passstraßen den Fuße des Berges.
Nun hieß es erst einmal packen und sich vorbereiten und nichts im Auto vergessen, was man am nächsten Tag für den Gipfel bräuchte.
Gegen zirka 17:00 Uhr marschierten wir los.
Unser Tagesziel war die Weissmieshütte auf 2726m Höhe.
Nach knapp 3 Stunden erreichten wir diese und bezogen unsere Zimmer für die Nacht. Dann hieß es noch schnell Abendbrot essen um sich danach für die Nacht fertig zu machen, die sehr kurz ausfallen würde – Frühstückszeit ist nämlich von 4 – 5 Uhr.
25 Juli 2016
Sie war kurz, sehr kurz.
Alex weckte mich um halb Fünf und wir verließen unsere warmen Betten um uns mit den anderen Bergsteiger fertig zu machen um den Gipfel zu stürmen. Zuvor genossen wir noch das Frühstück und die damit verbunden Räumlichkeiten der Weissmieshütte.
Kurz vor 6:00 Uhr machten wir uns fertig.
Die Höhenmeter wurde kalibriert, der Track auf den GPS-Geräten geladen und ein letztes mal die Ausrüstung überprüft.
Dann ging es endlich los.
Während der Weg zum Gipfel am Anfang noch recht leicht zu gehen war, sollte sich das nach ein paar Stunden jedoch ändern, denn wir kamen am Fusse eines Gletschers an. Hier hieß es nun also die Crampons (Steigeisen) anzulegen und eine Seilschaft zu bilden. Während die ersten Metern auf den Steigeisen noch recht wackelig und neu waren, wurden sie mit jeden Meter den wir gingen besser und allmählich kam die Trittsicherheit von uns zurück.
Wir gingen in ein gemäßigten Tempo über den Gletscher, denn er Gletscher liegt bereits über 3000 Höhenmeter wo die Luft schon geringer ist. Weiter Stunden später hatten wir den Gletscher überquert und kamen am Fusse des Westgrad an.
Der Westgrad befindet sich zirka auf einer Höhe von 3350 Metern und sollte uns das letzte Stück zum Gipfel begleiten. Größte Teile des Grades waren Schnee frei und wir konnten ohne Steigeisen den Weg zum Gipfel fortsetzen.
Während wir auf dem Grad nach oben kraxelten kamen wir an einer Stelle an, die man nicht kraxeln konnte, die man nämlich klettern musste.
Ich übernahm die Führung und als ich oben angekommen war, machte sich Alex bereit um nachzusteigen.
Nur noch ein paar Höhenmetern trennten uns vom Gipfel des Lagginhorn. Mit jedem Schritt wurde es schwerer und mühseliger. Die Kraft schwand mit jedem weiteren Meter und Atemzug. Wir kämpften jedoch unerbittlich weiter. Den Gipfel direkt vor uns im Fokus.
Aber auf 3800 Höhenmeter war es dann soweit. Wir machten eine kleine Pause um uns noch einmal neu zu sammeln. Um die letzten Kräfte zu mobilisieren um auf den Gipfel des Lagginhorn zu stürmen.
Mein Blick viel hinüber zu Alex der sich zum pausieren auf einen Stein gesetzt hatte.
Sein Gesichtsausdruck verriet mir vieles und nach einem kurzem Gespräch war für Alex klar – Hier ist für mich Schluss.
Somit stellte sich mir die Frage „Gehe ich alleine weiter oder drehen wir um?“
So schnell sich ich mir die Frage gestellt hatte, so schnell hatte ich sie auch schon beantwortet.
Es geht alleine weiter.
Sicherlich nicht die klügste Wahl die man bei einer Bergbesteigung treffen kann aber es packt einem eben auch das Gipfelfieber, der nur 200 Höhenmeter über mir wartete.
Nachdem ich meine Ausrüstung bis auf ein Minimum (Eispickel) reduziert hatte, ließ ich den Rest (Rucksack, Seil, Crampons) bei Alex und sagte zu ihm: „Wenn ich bis halb Zwei nicht wieder zurück bin, machst du dich auf den Weg nach unten“
Dann ging ich los.
Kletterte und kraxelte immer weiter nach oben. Höhenmeter um Höhenmeter kam der Gipfel immer dichter. Ein bis zwei Schneefelder mussten dabei noch überquert werden, für die ich im Nachhinein gut meine Steigeisen hätte gebrauchen können.
25 Juli 2016 12:30 Uhr
Ich war auf dem Gipfel des 4010m hohen Lagginhorn. Glücklich und erleichtert das der Gipfel hinauf gelassen hatte.
Ein Wahnsinns Moment. Die ganze körperliche Anstrengung verblasste und ich fand mich in völliger Euphorie wieder. Noch nie in meinen Leben habe ich es so hoch geschafft. War es im letzten Jahr das Wilde Mannle mit 3020 Höhenmeter, so war es nun um knappe 1000 Höhenmeter höher.
All zulange konnte ich meine Freude jedoch nicht auf den Gipfel vom Lagginhorn genießen, denn es zogen ziemlich dunkel Wolken auf und nahmen mir nach wenigen Sekunden die Sicht vom Gipfel.
Ich signierte noch schnell das Logbuch vom Geocache (GC1YC1E), machte noch ein zwei Bilder und schrieb Alex das ich den Gipfel erreicht habe und mich langsam wieder auf den Weg nach unten machten.
Als ich wieder beim Alex angekommen war, konnte ich sehen das sich sein körperlicher Zustand deutlich verbessert hatte. Es war sehr sehr klug von ihm nicht weiter hinauf zu steigen.
Sobald man seine körperliche Grenze erreicht hat, ist es sehr Ratsam sich nicht weiter zu verausgaben um sich und ggf. andere damit in Gefahr zu bringen.
Auf unserem Weg hinab zeigte sich das Wetter von seiner Wechselhaften Seite.
Regen, Schnee, Nebel und Wind begleiteten uns. Unser Pfad der über Steine führte, wurde zunehmenden rutschiger und glatter. Die Sicht wurde durch Regen und Nebel deutlich beeinflusst und wir kamen sehr langsam voran.
Viele denken sicherlich das so ein Abstieg deutlich leichter sein müsste, aber der irrt.
Die meiste körperliche Kraft geht schon beim Aufstieg flöten und die Konzentration lässt mit jeder verstrichenen Minute nach. Zudem kommt dann meistens noch der Hunger und ggf beginnende Dehydration wenn man nicht genug Wasser mit hat oder alles beim Aufstieg verbraucht.
Schritt für Schritt kämpften wir uns also nach unten. Unser Ziel lag im Nebel und wir konnten nur noch unseren Instinkten sowie den Pfad auf dem GPS-Gerät folgen. Immer wieder kamen wir an Passagen an wo wir glatte Steine hinunter rutschen mussten. Dies war wirklich ein zermürbendes Prozedere.
Auf der einen Seite ging es direkt mehrere Meter hinab in den Tod und auf der anderen Seite warteten die spitzen Kanten der Steine auf einen.
Dann konnten wir jedoch den Westgrat verlassen und fanden uns auf dem Gletscher wieder.
Dieser hatte leider seine feste Form verloren und die Oberfläche war durch die Sonne ziemlich weich geworden. Ein weiteres Geduldspiel wartete nun also auf uns.
Wir entschließen uns den kompletten Gletscher hinab zu wandern, wobei es mehr ein rutschen war, denn es ließ sich trotz der schlechten Gegebenheiten des Schnees deutlich besser voran kommen als auf den rutschigen Steinen. Und sollte man stürzen, würde man nur in weichen Schnee fallen.
Gegen frühen Abend und völlig ausgepowert erreicht wir gegen zirka 18:00 Uhr die Weissmieshütte. Hier hingen wir unsere Kleidung erst einmal zum trocknen auf und machte eine sehr große Pause, denn unser Tag war noch nicht vorbei. Der Abstieg zum Auto wartete nämlich noch auf uns.
Wir aßen zu Abendbrot, fühlten unsere Trinkflaschen auf, packten unsere Sachen zusammen und machten uns dann wieder auf dem Weg zum Auto.
Nach so einer Pause ist es wirklich schwer wieder in die Gänge zu kommen und somit „schlenderten“ wir die ersten Meter hinab ins Tal. Immer wieder vielen unsere Blicke auf unsere Uhren oder Geräten um zu sehen wie weit wir es noch haben. Mühselig und sehr langsam wurden dann jedoch die Meter zum Ziel weniger und wir erreichten das Auto zu um 21:00 Uhr.
Völlig erschöpft packten wir unsere Sachen ins Auto, zogen unsere Bergstiefel aus und waren einfach nur froh das der Tag sein Ende nahm.
Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren sowie Unterstützern:
Wedo – Werner Dorsch GmbH
Garmin Deutschland
weiter führende Links:
Berufsgeocacher
MudMen_Ger
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=mTMcUXKLLcw&t=9s
Track:
Greetz